Obwohl Deutschland heute eine Einwanderungsgesellschaft ist, nehmen Migrationsgeschichten in der öffentlichen Debatte weiterhin zu wenig Raum ein. Studien und Statistiken zeigen: Der deutschen Integrationspolitik mangelt es an Erfolgen. Nur wenige Menschen mit Migrationsgeschichte sind in Spitzenpositionen von Politik und Wirtschaft vertreten. 11% der Bundestagsabgeordneten haben einen Migrationshintergrund. Dabei haben 27% der deutschen Bevölkerung eine Migrationsgeschichte. Noch enttäuschender fallen die Zahlen bei den Spitzenpolitiker*innen der Parteien aus. Interessant ist auch das Verhältnis der unterschiedlichen Migrationsgruppen: 18 Abgeordnete mit einer türkischen Migrationsgeschichte, stehen nur 3 Abgeordneten aus der post-sowjetischen Community gegenüber. Im Berliner Senat ist die Diskrepanz noch größer: hier sind 8 türkischstämmige Abgeordnete und keine einzige Person mit post-sowjetischen Wurzeln vertreten. Wie lässt sich diese Diskrepanz erklären? Gerade der post-sowjetischen oder auch russlanddeutschen Community wird oftmals nachgesagt, sie sei besonders gut integriert. Doch wo sind ihre Vertreter*innen? Kann Politik im Sinne beider Gruppen - trotz mangelnder Repräsentanz - betrieben werden? Muss der Bundestag überhaupt statistisch die gesellschaftlichen Verhältnisse spiegeln? Und wenn ja, woran mangelt es uns um sie herzustellen? Wie können wir Menschen mit Migrationshintergrund den Weg in Spitzen*positionen ebnen? Diese und viele weitere Fragen diskutierte Nikolai Klimeniouk mit den Bundestagsabgeordneten Dr. Ottilie Klein (CDU) und Hakan Demir (SPD).
TeilnehmerInnen:
Dr. Ottilie Klein ist seit 2021 Bundestagsabgeordnete für die CDU/CSU-Fraktion und gehört damit zu den 3 Abgeordneten mit post-sowjetischer Migrationsgeschichte. Klein hat u.A. in Oxford studiert und beruflich unterschiedliche Stationen im Wissenschaftsmanagement und der Politik durchlaufen.
Hakan Demir ist seit 2021 Bundestagsabgeordneter für die SPD-Fraktion und Sohn türkischer Migranten. Bevor Demir in die Politik ging, hat er viele Jahre als Journalist im Bereich der politischen Bildung sowie als Büroleiter von MdB Dr. Diaby gearbeitet.
Moderator:
Nikolai Klimeniouk, Journalist und Leiter der Initiative Quorum.
Das Gespräch fand am 31. Januar 2022 in Berlin in den Räumlichkeiten der PANDA platforma statt.